Meine ersten Erfahrungen nach meinem Studium als Frau in der Wirtschaft.

  • On 19. August 2019
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Ich , Ann-Kathrin Wünsch (Assistentin von Susanne Nickel) bin Diplomjurist und wollte voller Motivation nach meinem Studium praktisch tätig werden. Ich versuchte mich in einer Kanzlei von Notaren. Wie stellt man sich einen Notar vor? Akkurater Anzugsträger, gepflegter, grauhaariger Mann höheren Alters vielleicht? Wie stellt man sich die Tätigkeit vor? Trocken, verstaubt – der liest doch eh nur vor… All diese Dinge galt es für mich herauszufinden. Und? Ich wurde nicht enttäuscht. Unter den 21 Notaren waren es zwei weibliche Notarinnen. Bezüglich des Alters war ich überrascht – es scheint wohl doch noch ein attraktiver Beruf für junge Juristen zu sein. Meiner Erfahrung nach wohl kaum wegen der Tätigkeit, aber Geld macht bekanntlich sexy – auch den Beruf (aber das lasse ich mal dahingestellt und soll hier nichts zur Sache beitragen…) Entgegen meiner Erwartungen kam es schlimmer als ich es mir je hätte ausmalen können: 

Mein erster Arbeitstag – gemütlich um 10 Uhr Arbeitsstart; früher wird nicht mit der Arbeit begonnen. Von dem Hausmeister empfangen, ging es im Schlepptau durch das Büro zur Vorstellung der Notare. Kurzes Händeschütteln, gegenseitig den Namen sagen und das war es auch. Wie kann man sich so viele Namen denn merken? Und genau dieses wurde mir später auch zum Verhängnis… An den Türen der Büros der einzelnen Notare gab es keine Namensschilder. Einen Ansprechpartner hatte ich nicht, sodass ich täglich arbeitssuchend – ja, ich hatte keine Tätigkeiten, keine Aufgaben, nichts zu tun – von Tür zu Tür gegangen bin, um mich auch noch mit der Frage, ob ich denn bei einer Aufgabe unterstützen könne, aufgrund der totalen Überforderung der Notare daraufhin, unbeliebt zu machen… und das war noch nicht einmal alles, was ich dort erlebt habe – oder nicht erlebt, nicht erfahren und mich nicht unter Beweis in der Praxis stellen durfte. 

Aber hier soll ja nicht nur gejammert werden – es gibt auch positive Erfahrung, die ich als Frau im Business bereits gemacht habe und  von denen ich hier gerne berichten möchte:

Anfang August hieß es für mich: „Geben wir dem Juristsein eine zweite Chance“. Dafür zog es mich in eine Großkanzlei. Auch hier meine Frage: Was sind die Vorstellungen bei dem Gedanken an  die Arbeit in einer Großkanzlei (vgl. Beratung)? Anzugsträger, Büros voller Akten, super lange Arbeitstage, man bekommt kein Sonnenlicht zu sehen… und ja, es ist vieles an diesen Dingen dran: Anwälte, die in ihren Akten schwimmen; Anwälte, die um 6 Uhr morgens beginnen und nicht vor 20 Uhr das Büro verlassen… aber was macht für mich diese Erfahrung dennoch sehr positiv? Allein die ersten Tage, das „Onboarding“ – wie man in Empfang genommen wird, wie sich die Einarbeitungsphase gestaltet  und vor allem wie die Leute sich dir gegenüber verhalten, dich mit aufnehmen, mit dir sprechen, dich einbinden… An meinem ersten Tag wurde ich von meinem Mentor im Empfang genommen, der für mich und meine Ausbildung verantwortlich ist. Er zeigt mir alles in der Kanzlei und stellte mich den, für mich wichtigen Personen vor, mit denen ich arbeiten werde. Auf meinem Arbeitsplatz finde ich eine Mappe mit all den für mich wichtigen Informationen vor, z.B. wo ich was finde, wer für was zuständig ist, usw. Insbesondere erhalte ich eine Übersicht über die kommenden Schulungen, die ich in den nächsten Tagen absolvieren zu haben, um von Anfang aktiv mitarbeiten zu können. Genial! Vor allem im Nachhinein bin ich sehr dankbar für die doch sehr hilfreichen, interessant gestalteten Stunden Input, die mir den Arbeitsalltag erleichtern. Bei Rückfragen stehen uns die Trainer auch jederzeit und immer zur Verfügung. Aber das allerbeste an meinem ersten Arbeitstag war: die wöchentliche Happy Hour auf der Dachterrasse für die ganze Kanzlei. Hier kommt man ins Gespräch mit allen Kollegen der unterschiedlichen Bereiche (die man sonst wahrscheinlich nicht zu Gesicht bekommen würde) und es wird ein Raum geschaffen, sich einmal über den Beruf hinaus auszutauschen und kennenzulernen – denn schlussendlich sind wir alle nur Menschen mit Bedürfnissen und keine Maschine oder Roboter…. Nach meiner ersten Woche bin ich doch positiv überrascht! 

Mein Fazit: Wieder einmal durfte ich feststellen, dass die menschliche Komponente, die alles Entscheidende ist. 

Ich kann gar nicht sagen, wie dankbar ich bin und wie wertvoll es für mich ist, nun als Frau in der Arbeitswelt Fuß fassen zu dürfen, aber vor allem und besonders wichtig, wahrgenommen zu werden! Auch wir Frauen sind Menschen, die das Bedürfnis nach Akzeptanz und Wertschätzung haben – ein Grundbedürfnis! Auch im Business Umfeld! 

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SUSANNE NICKEL M.A.
CHANGE EXPERTIN & TOP 100 SPEAKERIN
RECHTSANWÄLTIN UND EXECUTIVE COACH
Assistenz: Ann-Kathrin Wünsch
BUCHUNG@SUSANNENICKEL.COM